
Erinnerung an Novemberpogrome in MV
Anlässlich des Gedenkens an die Opfer der Novemberpogrome des Jahres 1938 finden unter anderem in Rostock, Schwerin, Stralsund und Greifswald verschiedene Gedenkveranstaltungen statt.
Mahn-und Gedenkstunde in Schwerin
„Das Thema Juden und Deutsche wird nie ein Einfaches, dass macht aber nichts. Es wird ein sensibles, leicht verletzliches Verhältnis bleiben, warum auch nicht. Es braucht keinen Schlussstrich und keinen Gedenkzwang. Die Bürger sind mündig genug, dass Traurige und Ungelöste an 365 Tagen des Jahres auszuhalten.“ Dies sagte Adriana Alteras in ihrer Rede in der Frankfurter Paulskirche 2019. Der 9. November 1938 ist ein Datum, das daran erinnert, was passiert, wenn Grundrechte außer Kraft gesetzt und Menschen ihrer Würde beraubt werden. Das unendliche Leid der Juden in Deutschland in Zeiten des Nationalsozialismus ist eine Zäsur. Der 9. November erinnert daran, dass Opfer und Täter miteinander verbunden bleiben, jeder seine Traumata über Generationen mit sich herumträgt und das nicht nur an diesem einen Gedenktag. "Geschichte aushalten" in Schwerin In Schwerin wird unter dem Motto „Geschichte aushalten“ am Samstag, 9. November, um 18 Uhr zur Mahn- und Gedenkstunde an die Pogromnacht von 1938 auf dem Schlachtermarkt eingeladen. Mit Texten und Musik thematisiert die diesjährige Gedenkstunde die Schwierigkeiten eines zeitgemäßen Erinnerns in einer Situation, in der Antisemitismus und Ausgrenzung von anderen Menschengruppen zum traurigen Alltag in Deutschland gehören. Veranstalter ist der Arbeitskreis „9. November 1938“ c/o “Kirche stärkt Demokratie“ | Karl-Georg Ohse | Körnerstr.20 | 19055 Schwerin | Tel.: 015172682257 | E-Mail: karl-georg.ohse@elkm.de
Gedenkveranstaltungen in Stralsund und Greifswald
Der Arbeitskreis „Kirche und Judentum“ im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis lädt gemeinsam mit der Studierendengemeinde und dem Kulturamt der Universitäts- und Hansestadt Greifswald zu Veranstaltungen in Greifswald ein. Auch in der Hansestadt Stralsund wird mit einem Gedenkprogramm an die Novemberpogrome erinnert. „Die unfassbaren Ereignisse der sogenannten Kristallnacht dürfen nicht in Vergessenheit geraten – vor allem nicht in einer Zeit, in der Antisemitismus auch in der Mitte unserer Gesellschaft wieder stärker wird“, mahnt Dr. Christoph Ehricht vom Arbeitskreis Kirche und Judentum im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. Rundgang zu STOLPERSTEINEN
Am Sonnabend, 9. November, findet in Greifswald um 13 Uhr eine Andacht am Gedenkort in der Mühlenstraße statt, wo sich bis 1938 die Jüdische Gemeinde in einem Betsaal versammelte. Im Anschluss daran werden Blumen an ausgewählten STOLPERSTEINEN niedergelegt.
In Stralsund wird am 9. November um 15 Uhr auf den Jüdischen Friedhof an der Greifswalder Chaussee zum Gedenken eingeladen. Um 17 Uhr folgt an der Stele auf dem Gelände des Stralsunder Johannisklosters eine Besinnung zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Mitmenschen. Danach führt die Teilnehmenden der Weg zu einigen STOLPERSTEINEN in der Altstadt. Den diesjährigen Abschluss des Innehaltens bildet in Stralsund ein Programm mit Texten und Bildern von Dr. Christoph Krasemann sowie mit Musik aus der jiddischen Welt der Gruppe „Querbeet“ um 18 Uhr in der Heilgeistkirche. Die männlichen Teilnehmer der Stralsunder Veranstaltungen um 15 und um 17 Uhr werden freundlich auf die zu tragende Kopfbedeckung hingewiesen.
Vortrag über liberales Judentum
Am Montag, 11. November, hält Rabbiner Professor Dr. Walter Homolka um 17 Uhr einen Vortrag zum Thema „Modern aus Tradition. 250 Jahre liberales Judentum“ im Bürgerschaftssaal des Greifswalder Rathauses. Damit wird das Augenmerk auf eine jüdische Erneuerungsbewegung gelenkt, die in Norddeutschland und auch in der Provinz Pommern sehr einflussreich war. Heute bildet das Liberale Judentum mit 900 Gemeinden in 46 Ländern die größte jüdische Strömung. Walter Homolka ist Ordinarius für Jüdische Theologie mit Schwerpunkt Dialog der Religionen an der School of Jewish Theology der Universität Potsdam. Er spricht erstmals in Greifswald und steht nach seinem Vortrag für ein Gespräch zur Verfügung, in dem auch aktuelle Fragestellungen angesprochen werden können.
Gedenken an Pogromnacht in Rostock
Auch in Rostock finden anlässlich des 86. Jahrestages der Pogromnacht am Sonntag Gedenkveranstaltungen statt. Um 9.30 Uhr ist eine Andacht auf den Jüdischen Friedhof im Lindenpark geplant, es folgt ein gemeinsamer Gang zur Gedenkstele am früheren Standort der Synagoge in der Augustenstraße, wie die Hansestadt mitteilte. Dort gebe es gegen 10 Uhr eine Gedenkveranstaltung mit Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger, Schülerinnen und Schülern. Kröger ruft die Rostockerinnen und Rostocker auf, an den Gedenkveranstaltungen teilzunehmen. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 begannen im nationalsozialistischen Deutschland direkte und gezielte Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. In Rostock steckten lokale Täter die Synagoge in Brand, schändeten den Jüdischen Friedhof im Lindenpark und verwüsteten Geschäfte und Privatwohnungen von Rostocker Juden und Jüdinnen. Zudem seien 64 jüdische Mitbürgerinnen und Bürger Rostocks in sogenannte Schutzhaft genommen worden, hieß es. Die Gedenkveranstaltungen werden vom Max-Samuel-Haus/Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock und der Jüdischen Gemeinde Rostock organisiert.
Weitere Gedenkveranstaltungen in Güstrow, Wismar und Neubrandenburg
In Güstrow wird am Sonnabend (16 Uhr) zu einer Andacht auf dem Jüdischen Friedhof eingeladen, bei der an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnert werden soll. In Wismar werden am selben Tag Stolpersteine geputzt, die an NS-Opfer erinnern. Die Aktion beginnt um 11 Uhr am Rathaus. Material zum Reinigen werde bereitgestellt.
In Neubrandenburg findet die Gedenkveranstaltung am Sonnabend ab 11 Uhr auf dem Synagogenplatz in der Poststraße statt.
Quelle: ELKM/PEK/epd