
„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“
Diese Kernaussage des Grundgesetzes steht für die Arbeit von „Kirche stärkt Demokratie“. „Kirche stärkt Demokratie“ bietet seit 2011 qualifizierte Fortbildungen und Beratungen für Ehren- und Hauptamtliche. Unsere Angebote befähigen Menschen aus Kirchengemeinden in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Rassismus und demokratiefeindlichen Einstellungen. Darüber hinaus beraten wir Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche aus Kirchengemeinden im Umgang mit menschenfeindlichen Haltungen, geben Anregungen für die Umsetzung lokaler Dialoge und die Öffnung von Kirchengemeinden zu anderen Akteuren im Ort.
Aktuelles & Bilder

„Nächstenliebe unter Druck – Kirche im Einsatz für Demokratie“
Das Forum der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus unter dem Motto „Nächstenliebe unter Druck – Kirche im Einsatz für Demokratie“ findet vom 20. bis 21. Oktober 2023 in Dresden statt.
Demokratiestärkendes Engagement steht unter Druck – auch im kirchlichen Raum. Extrem rechte Akteur*innen und Bewegungen schränken gezielt ein, worüber und wie gesprochen wird, bringen plurale Perspektiven zum Schweigen, setzen Engagierte unter Druck, bedrohen sie sogar.
Beim Forum in Dresden – dem Gründungsort der BAG K+R – wollen wir uns mit den Herausforderungen, Gefahren und Möglichkeiten demokratischen Engagements beschäftigen. Die sächsische Perspektive steht dabei im Fokus. Zwei Podiumsgespräche werden sich mit dem Engagement trotz Gefährdung sowie den Chancen und Grenzen spezifisch sächsischer Ansätze im Umgang mit rechter Raumnahme beschäftigen.
Rechte Einflussnahme auf demokratische Räume zeigt sich auch mit Blick auf die Rolle der russisch-orthodoxen Kirche im zweiten Jahr des russischen Angriffskriegs. In einem weiteren Gespräch wollen wir uns daher mit den Verbindungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und völkischem Nationalismus beschäftigen.
In zwei Workshop-Phasen können Diskussionen über die (kirchlichen) Auseinandersetzungen mit Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vertieft werden. Wie kann der Umgang mit Angriffen auf demokratiestärkende Arbeit aussehen? Was bedeutet theologisch fundiertes Engagement gegen rechts? Wie ist es um die Neonazi-Szene in Sachsen bestellt, wie um das evangelikale Milieu oder um die Reichsbürger*innen?
Das Forum der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus findet statt in Kooperation mit dem Kulturbüro Sachsen e.V., der Diakonie Sachsen, der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend, der Evangelischen Akademie zu Berlin und dem Netzwerk Tolerantes Sachsen.
Ort: Penck-Hotel Dresden
Zeit: Freitag, den 20. bis Samstag, den 21. Oktober 2023
Weitere Informationen unter https://bagkr.de/termine/forum-2023/
Anmeldelink: https://bagkr.de/anmeldung-forum-in-dresden/

Zum 12. Mal: Starke Filme und anregende Gespräche in Dorfkirchen
Zum 12. Mal zeigt die Filmreihe "STARKE STÜCKE. Berührt und diskutiert" emotional berührende und kontroverse Filme. Filme, die auf- und anregen und zur Disksssion einladen. In alten Dorfkirchen und Pfarrscheunen werden von Ende Juli bis Anfang November 24 verschiedene deutschsprachige und internationale Kino-und Dokumentarfilme an 40 Filmabenden gezeigt.
"Damit, so Karl-Georg Ohse, von "Kirche stärkt Demokratie", stärkt "Starke Stücke" das kulturelle Angebot und die demokratische Kultur in kleinen Orten und in wunderschönen Kirchen, die zusätzlich den besonderen Reiz dieser Abende ausmachen."
Die von den Kirchengemeinden ausgewählten Filme beinhalten Themen, die uns und unsere Gesellschaft bewegen. Die Filme sollen nicht nur unterhalten sondern dazu einladen, eigene Positionen zu überdenken und im Gespräch miteinander den Blick zu weiten.
Zuschauer*innen erwartet bestes Programmkino
Acht Filme werden mehrfach gezeigt. Die Bandbreite reicht von der Romanverfilmung „Mittagsstunde“ mit Carly Hübner in der Hauptrolle über das deutsche Familiendrama „Oscars Kleid“ mit Florian David Fitz bis hin zur spanischen Komödie „Der perfekte Chef“ und dem deutschen Streifen „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ mit Corinna Harfouch. Ebenso im Programm sind die Dokumentation „Wem gehört mein Dorf“ des deutschen Regisseurs Christoph Eder und der Dokumentarfilm „König hört auf“ von Tilman König, der seinen Vater portraitiert, einen engagierten Jenaer Jugendpfarrer. Gezeigt werden ebenso beispielsweise der Achtungserfolg „Niemand ist bei den Kälbern“ von Sabrina Sarabi oder das mit Anthony Hopkins prominent besetzte Drama „The Father“ von Regisseur Florian Zeller.
Weitere Filmtitel – die alle bestes Programmkino bieten – sind in diesem Jahr beispielsweise: „Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“, „Plötzlich aufs Land – Eine Tierärztin in Burgund oder „Alle reden übers Wetter“.
Offizielle Eröffnung mit „Oscars Kleid“ in der Kunstkirche Eickelberg am 2. August
Die diesjährige Spielsaison startet mit der Romanverfilmung „Mittagsstunde“ am Donnerstag, 27. Juli um 20 Uhr in der Kirche Grünow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, PLZ 17237). Die offizielle Eröffnung findet wie immer in der Kunstkirche Eickelberg (Landkreis Rostock, PLZ 18249) anlässlich der 7. Eickelberger Kunstkirche am 2. August um 20:00 Uhr statt. Mit humorvollen und nachdenklichen Zwischentönen widmet sich der Film der Thematik von Transgender-Kindern und ihrer Suche nach Akzeptanz von Familienmitgliedern, für die es zu verstehen gilt. Anschließend können die Besucher noch moderiert miteinander ins Gespräch kommen. Am Ausgang bitten die Veranstalter um eine Spende, mit der diese Filmreihe und die Kunstkirche finanziell unterstützt werden.
In den ersten Spieltagen sind dann noch „Niemand ist bei den Kälbern“ am Freitag, 28. Juli um 20 Uhr in der Kirche Herrnburg (PLZ 23923)) und „Der perfekte Chef“ am Dienstag, 1. August um 20 Uhr in der Kirche Kastorf (PLZ 17091) zu sehen.
"Starke Stücke" ist ein Projekt des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg und "Kirche stärkt Demokratie" in Kooperation mit dem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, der Initiative "WIR. Erfolg braucht Vielfalt" und der Filmland MV gGmbH.
Die Filmabende werden durch Mittel des Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe", der Europäischen Union, der Iniative "WIR. Erfolg braucht Vielfalt", der Filmland gGmbH und den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern unterstützt.
kgo/cme

Antisemitismus bleibt auch 2022 auf hohem Niveau
Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Anitsemitismus (Rias) dokumentiert Vorfälle und unterhält Meldestellen. Laut einem Bericht von Rias wurden im Jahr 2022 2.480 Antisemitismusfälle in Deutschland gemeldet. Die Zahl antisemitischer Vorfälle ging 2022 leicht zurück. Zwei Kontexte,
die 2021 noch häufig Anlass für antisemitische Vorfälle gewesen waren, spielten im letzten Jahr eine geringere Rolle: Die Coronapandemie war zwar zu Beginn des Jahres noch mehrfach Anlass für antisemitische Vorfälle, verlor jedoch mit Rücknahme der meisten staatlichen Maßnahmen im Verlauf des Jahres stark an Bedeutung.
Auch der arabisch-israelische Konflikt bot im Gegensatz zu den bewaffneten Auseinandersetzungen im Mai 2021 und den damit einhergehenden Mobilisierungen aus dem antiisraelischen Spektrum 2022 keinen spezifischen aktuellen Anlass. Dennoch blieb israelbezogener Antisemitismus auch 2022 auf einem hohen Niveau. 2022 wurde zudem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu einem Anlass. Andererseits verzeichneten der Bundesverband RIAS und die RIAS-Meldestellen im letzten Jahr wieder mehr gewaltförmige antisemitische Vorfälle. So wurden allein 9 Fälle extremer Gewalt dokumentiert sowie 56
antisemitische Angriffe.
In Mecklenburg-Vorpommern stellte die Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus (DIA.MV) im Jahr 2022 36 antisemitische Vorfälle fest. 28 davon und somit der überwiegende Teil, fielen in die Kategorie „verletzendes Verhalten“. Hierbei handelte es sich insbesondere um Propaganda in Form von antisemitischen Aufklebern und Schmierereien oder Äußerungen bei öffentlichen Veranstaltungen. Des Weiteren wurden fünf gezielte Sachbeschädigungen, zwei Angriffe und eine sogenannte Massenzuschrift erfasst.
Quellen: RIAS; Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten MV

Evangelische Kirchen besorgt über AfD-Erfolge
Kirchenvertreter in Ostdeutschland haben sich besorgt über die jüngsten Wahlerfolge der AfD auf kommunaler Ebene geäußert. Diese werden nach Auffassung des Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, keine Einzelfälle bleiben. Vor allem in den ländlichen Regionen müssten die demokratischen Parteien der populistischen Strategie eine bürgernahe und nachvollziehbare Politik entgegensetzen, forderte der Leitende Geistliche im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch für seine Kirche erwartet Kramer schwierige Diskussionen mit den neuen Funktionsträgern in den kommunalen Ämtern. Auf kommunaler Ebene müsse die Kirche natürlich mit dem Bürgermeister oder Landrat reden. Aber da stehe immer die Frage, wo die konkreten Themen seien. Persönlich habe er sich bei der Landratswahl im thüringischen Sonneberg und der Bürgermeisterwahl in Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt ein anderes Ergebnis gewünscht, aber es habe im Bereich des Erwartbaren gelegen. „Ich bin daher nicht geschockt, aber besorgt“, sagte Kramer. Denn das Konzept der neuen Rechten, über die Normalisierung der Diskurse in politische Ämter zu gelangen, sei aufgegangen.
Die Evangelische Landeskirche Anhalts erwartet vom neuen Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz, dass die Auseinandersetzung mit der regionalen NS-Vergangenheit fortgesetzt wird. Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig sagte der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ (Ausgabe 9. Juli), er erwarte, dass der AfD-Politiker Hannes Loth das entsprechende Projekt weiterhin unterstützt. Liebig sagte weiter, es sei „mehr als beunruhigend“, dass in Raguhn-Jeßnitz eine Mehrheit der Menschen einen Kandidaten der rechtsextremen AfD gewählt habe. Damit hätten sie auf eine Partei gesetzt, „die spaltet und mit scheinbar einfachen Lösungen und Parolen für komplexe Probleme wirbt“. Aus Sicht der Kirche werde Loth seine Politik am christlichen Menschenbild messen lassen müssen, sagte der Kirchenpräsident. Er müsse allen Menschen in der Stadt ein verlässlicher und kompetenter Bürgermeister sein, der integriert und nicht spaltet.
Am vergangenen Sonntag hatte Loth in der 9.000-Einwohner-Kommune Raguhn-Jeßnitz im Landkreis Bitterfeld die Wahl für das hauptamtliche Bürgermeisteramt gewonnen. Eine Woche zuvor hatte in Sonneberg der AfD-Politiker Robert Sesselmann die Stichwahl um das Landratsamt für sich entschieden.
Quelle: Der Sonntag

Nach dem Anschlag auf die Michaelsgemeinde in Spremberg ist Solidarität angesagt
Unbekannte haben in der Nacht zum Samstag, den 24. Juni 2023 einen Brandsatz gegen den Glockenturm der evangelischen Michaelkirche im brandenburgischen Spremberg (Spree-Neiße-Kreis) geworfen. An der Wand befindet sich eine große Regenbogenflagge.
Darauf machte die Polizei am Sonntag aufmerksam, die am Samstagnachmittag gegen 16 Uhr zu der Kirche in die Karl-Marx-Straße in die 20 Kilometer südlich von Cottbus gelegene Stadt mit rund 22 tausend Einwohner*innen gerufen wurde. An der Giebelwand sei demnach in einer Höhe von vier Metern und seitlich der Flagge eine starke Verrußung von einem Quadratmeter deutlich sichtbar. Auf den Bodenplatten vor dem Turm seien ebenfalls Verrußungen von dem Brandsatz feststellbar.
Personen kamen bei dem nächtlichen Angriff nicht zu Schaden, auch die Flagge blieb den Bildern einer Lokalzeitung zufolge unbeschädigt. Der kriminalpolizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen, Kriminaltechniker sicherten dazu vor Ort Spuren.
Was wird passieren?
* Im Laufe der Woche wird es sicherlich einen Besuch des Bischofs geben. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Christian Stäblein, hat den Angriff auf die Kirche in Spremberg als "abstoßend" und "kriminell" bezeichnet. "Es ist ein Angriff auf die Grundwerte unseres Miteinanders", erklärte Stäblein am Montag in einer Mitteilung.
* Samstag, der 1. Juli: Marktplatztag in Spremberg
*Was wir tun können*
Die Floskeln mit Leben füllen! 'Getroffen hat es eine:n, gemeint sind wir alle' ist leicht gesagt:
* Die Kirche wurde angegriffen, weil sie sich als solidarischen und als schutzbietenden Raum gezeigt hat. Eine angemessene Antwort auf solch einen Einschüchterungsversuch ist: Noch mehr solidarische Orte. Sprecht mit euren, Kirchen und Vereinen in Stadt und Land darüber, ob ihr als Reaktion auch eine Regenbogen- oder Progress-Pride-Flagge aufhängen wollt. Macht eure Unterstützung öffentlich, damit die Leute in Spremberg die Unterstützung mitbekommen und andere inspiriert werden.
* Sucht das Gespräch: Öffentliche Zeichen - wie Fahnen - sind wichtig, insbesondere in kleinen Gemeinden, Vereinen und Orten sind die Gespräche über schutzbietende Räume und Bedrohungen mitunter wirksamer als die Zeichenhandlung selbst.
* Der Ohnmacht in Andachten Raum geben. Angriffe haben immer auch das Ziel, Ohnmacht zu verbreiten. Andachten können Orte sein, in denen wir diesen aufkommenden Gefühlen Raum geben und sie verwandeln (lassen).
Getroffen hat es eine:n, gemeint sind wir alle' ernst zu meinen bedeutet auch: In der öffentlichen Wahrnehmung wiegt ein 'Angriff auf ein Gotteshaus' schwerer als Angriffe auf Menschen, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Es liegt an uns in Gesprächen und Veröffentlichung dieses zu beachten und z. B. die gegen LGBTIQ+ nicht unerzählt lassen.
Gemeinsam können wir verstehen und lernen, was faschistisch motivierte Gewalt im Hier und Jetzt heißt und wie und wo wir ihr entgegentreten können.
Jetzt ist die Zeit zum Handeln!
Quelle: https://www.queer.de/detail.php?article_id=46070

„Vor dir eine Tür“ - Die Welt trifft sich am 1. Juli in Pasewalk
Der 4. Ökumenische Kirchentag Vorpommern (ÖKT) findet am Sonnabend, den 1. Juli 2023 in Pasewalk statt. Das Motto des Kirchentags „Vor dir eine Tür“ nimmt Bezug auf das biblische Wort „Jesus Christus spricht: Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie schließen“ (Offb. 3,8).
„Wir freuen uns auf ein Zusammenkommen katholischer und evangelischer Christen aus der Region und von weit her“, sagt Gerrit Marx von der Ökumenischen Arbeitsstelle im pommerschen Kirchenkreis. „Wir wollen zusammen Gottesdienste feiern, uns austauschen, diskutieren, lachen, tanzen und Musik genießen.“
Das Motto „Vor dir eine Tür“ öffne viele Perspektiven und lade dazu ein, Fragen zu stellen und ins Gespräch
zu kommen."
Drei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin haben sich die Fragen an Kirche und Gesellschaft
verändert. „Schwerpunkte des Austauschs werden darum nun unter anderen der Umgang mit Flucht und
Verfolgung aus Krisen- und Kriegsgebieten und unser Handeln in Anbetracht einer sich zuspitzenden
Klimakrise sein“, kündigt Gerrit Marx an. Auch "Kirche stärkt Demokratie" wird mit einem Stand auf dem Marktplatz präsent sein und will mit seinem "Demokratie-Jenga" zu Gesprächen einladen.
Dank der Zugehörigkeit Pasewalks zur Metropolregion Stettin wird dieses Kirchenfest vor allem auch ein polnisch-deutsches Fest sein. Viele der Veranstaltungen finden zweisprachig statt.
Quelle: PEK-Post/ Sebastian Kühl

10. Forum „Kirche und Rechtsextremismus im Norden“
Toleranz um jeden Preis!? - Streitkultur und rote Linien. Wie geht die Kirche mit demokratiefeindlichen Strömungen um?
Die Evangelischen Kirchen hatten nicht immer ein positives Verhältnis zur Demokratie. Lange trauerten sie Monarchen und autoritären Strukturen hinterher. Inzwischen werden sie als wichtige Stimmen gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung wahrgenommen. Gleichzeitig fällt auf, dass ihre Abgrenzung gegenüber autoritären und ausgrenzenden Strömungen nicht so eindeutig ist, wie es in Denkschriften und Verlautbarungen scheint.
Auf dem 10. Forum „Kirche und Rechtsextremismus im Norden“ ziehen wir mit Bischöfin Fehrs eine selbstkritische Bilanz kirchlichen Engagements und fragen mit Constantin Gröhn nach Grenzen der Toleranz gegenüber alten und neuen demokratiefeindlichen Einstellungen. Wir diskutieren mit Wolfgang Kraushaar den streitbaren Begriff der „wehrhaften Demokratie“ und fragen, wie es um die „demokratische Resilienz“ in Kirche und Gesellschaft bestellt ist. Damit das Feiern nicht zu kurz kommt, werden wir am Abend unterhaltsam auf 10 Jahre zurückblicken und poetisch-musikalisch von Mareike Morgenrot& Kalle begleitet .
Gemeinsam mit ihnen wollen wir nachdenken, streiten und feiern.
Sie sind herzlich eingeladen!
Zeit: Montag, der 25.09. 2023, 13:00 Uhr bis Dienstag, 26.09.2023, 14:00 Uhr
Ort: Christophorushaus, Am Hasselholt 1, 23909 Bäk / Ratzeburg
Anmeldung: bis zum 10.09.2023
Kosten: Kein TeilnehmerInnenbeitrag
Das Forum ist eine Veranstaltung der AG „Kirche und Demokratie“ der Nordkirche und wird aus Mitteln der Nordkirche, des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und der Europäischen Union gefördert.

Sehr traurig: Dittmar Vonau gestorben
Für unser Projekt war Dittmar Vonau ein Geschenk. Ein kreativer, unabhängiger Kopf, ein fröhlicher Macher und Lebenskünstler, der im vorpommerschen Viereck für sich eine neue Heimat und ein reiches Betätigungsfeld entdeckt hatte. Ob in der Jugendarbeit, der Hilfe für Geflüchtete oder beim Weihnachtssingen in Pasewalk: Dittmar war ein Ideengeber, Moderator und und Gestalter.
Jetzt ist er Anfang Februar 2023 mit nur 68 Jahren gestorben. Wir vermissen ihn sehr!

Kalter Wind und wärmende Gespräche. Das Treffen der bairischen und mecklenburgischen Kirchenleitungen widmet sich dem Rechtsextremismus
Es liegt noch Schnee, und es weht ein bitterkalter Wind über den Appellplatz der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Nahe der bairisch-tschechischen Grenze hatte das Naziregime 1938 das Lager mitten im Ort errichtet. Hier wurden kurz vor Kriegsende Dietrich Bonhoeffer und andere Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 hingerichtet. Die Erschütterung über das Geschehene und über diesen unwirtlichen Platz, auf dem nur noch wenige Gebäude stehen, sind den Mitgliedern der mecklenburgischen und bairischen Kirchenleitung anzumerken.
Nach einer dreijährigen „Coronapause“ traf man sich Anfang Februar im oberfränkischen Bad Alexandersbad. Um „Kirche und Rechtsextremismus“ ging es in der Konsultation, die im Evangelisches Bildungs- und Tagungszentrum stattfand. Nicht ohne Grund wurde dieser gastfreundliche Ort für diese brisante Thematik gewählt. Hier hat die Koordinierungsstelle des „Bündnisses für Toleranz“ in Bayern, dem der Landesbischof vorsitzt, ihren Sitz. Im nahen Wunsiedel „pilgern“ seit Jahrzehnten Neonazis zum inzwischen eingeebneten Grab von Rudolf Hess, dem „Stellvertreter des Führers“. Die evangelische Kirche ist sehr aktiv, um den Widerstand gegen die Aufmärsche zu organisieren. Martin Bechert, der Geschäftsführer des Bündnisses, dem mehr als 80 Initiativen und Organisationen angehören, führte die Teilnehmer:innen am zweiten Tag in das Thema und die Situation in Bayern ein. Die bairische Landeskirche hat seit 2017 ein Handlungskonzept zur Auseinandersetzung mit rechtsextremen Einstellungen und unterstützt in vielfältiger Weise die Arbeit für Demokratie. Wie es in Mecklenburg aussieht erläuterten Karl-Georg Ohse, Projektleiter von „Kirche stärkt Demokratie“ und Anke Zimmermann, die sowohl in Bayern als auch in Mecklenburg Erfahrungen gesammelt hat. Auch in der Nordkirche, so erfuhr die diskussionsfreudige Runde, hat sich einiges getan. Neben den Beratungsangeboten der Evangelischen Akademie und von „Kirche stärkt Demokratie“ gibt seit 10 Jahren das Austauschforum „Kirche und Rechtsextremismus im Norden“ und seit zwei Jahren die AG „Kirche und Demokratie“, die die Auseinandersetzung mit dem Thema befördert.
Am Sonnabendnachmittag dann Flossenbürg. Die Gestaltung der Gedenkstätte, so der Leiter Prof. Jörg Skriebeleit, spiegelt hier beispielhaft den westdeutschen Umgang mit der NS-Zeit wider. Nach einer langjährigen Schlussstrich und Verdrängungsmentalität hat sich seit den 1990-iger Jahren eine aktive und selbstkritische Erinnerungskultur etabliert. Das Flossenbürg mehr als die Hinrichtungsstätte für Bonhoeffer war und ein riesiges und brutales Lagersystem mit über 80 Außenlagern umfasste, rückt erst langsam in das öffentliche und kirchliche Bewusstsein. Landesbischof Bedford-Strohm erinnerte an der Gedenktafel für Bonhoeffer an die klare Positionierung Bonhoeffers gegenüber allen menschenfeindlichen und totalitären Ideologien. Das Bonhoeffer auch von rechten und fundamentalistischen Kräften vereinnahmt wird, erläuterte die Direktorin der Akademie Loccum Dr. Veronika Grüter an Hand der Diskussion um die von Donald Trump gestiftete Gedenkplatte für Bonhoeffer und die Bonhoeffer-Biografie des republikanischen Publizisten Erik Metaxas.
Ein Gottesdienst am letzten Tag in der Stadtkirche von Wunsiedel beschloss das Besuchsprogramm der mecklenburgischen Synodalen und Pröpst:innen im Fichtelgebirge. Bischof Tilmann Jeremias ermutigte die Gemeinde zu engagierten Reden und Handeln in schwierigen Zeiten. Die lange und lebendige Verbindung zwischen Bayern und Mecklenburg, hoben beide Bischöfe hervor, hat dafür wichtige Impulse gegeben. 2024 wird die nächste Begegnung wieder in Mecklenburg stattfinden.
KGO

"Land in Sicht!" Das Jahresprogramm 2023 bietet attraktive Fortbildungen
„Kirche stärkt Demokratie“ gibt Ihnen auch in diesem Jahr Raum und Zeit für den gemeinsamen Austausch, Reflexion und die Erweiterung ihres Horizonts. Unter dem Jahresthema "Land in Sicht" bieten wir kostenfreie Seminare, die ihre Handlungsspielräume erweitern, ihr Engagement stärken und in denen Sie neue Ideen für ein gutes Miteinander vor Ort entwickeln. Ein Höhepunkt wird die Bildungsfahrt im Herbst nach Taizé werden.
Durch die Seminare begleiten Sie die MitarbeiterInnen von „Kirche stärkt Demokratie“ und externe ReferentInnen.
Die Veranstaltungen werden durch Mittel des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“, des Europäischen Sozialfond und der Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern gefördert. Sie sind in der Regel kostenfrei.