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„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“

Diese Kernaussage des Grundgesetzes steht für die Arbeit von „Kirche stärkt Demokratie“. „Kirche stärkt Demokratie“ bietet seit 2011 qualifizierte Fortbildungen und Beratungen für Ehren- und Hauptamtliche. Unsere Angebote befähigen Menschen aus Kirchengemeinden in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Rassismus und demokratiefeindlichen Einstellungen. Darüber hinaus beraten wir Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche aus Kirchengemeinden im Umgang mit menschenfeindlichen Haltungen, geben Anregungen für die Umsetzung lokaler Dialoge und die Öffnung von Kirchengemeinden zu anderen Akteuren im Ort.

Aktuelles & Bilder

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08.12.2023

Antisemitismus in Deutschland zu bekämpfen ist christlicher Auftrag!

Wort des Bischofsrates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland zur Tagung der Landessynode November 2023


Antisemitismus in Deutschland zu bekämpfen ist christlicher Auftrag!


Liebe Synodale, liebe Schwestern und Brüder!
Am 7. Oktober 2023 verübte die Hamas in Israel ein entsetzliches Pogrom an Jüdinnen und Juden. Über tausend Menschen sind an diesem Tag ermordet worden. Mehr als 5000 Menschen wurden teils schwer verletzt. Über zweihundert Kinder, Frauen, Männer sind als Geiseln nach Gaza verschleppt worden und werden nach wie vor gefangen gehalten. Dieses Massaker brachte unendliches Leid über Jüdinnen und Juden in Israel und der ganzen Welt. Und dieser Herbst 2023 zeigt uns: Das Gift des Antisemitismus wirkt durch die Zeiten hindurch und tiefgehend in die Mitte unserer Gesellschaft hinein, auch hier in Deutschland.
Der Hass gegen Jüdinnen und Juden wütet seit Jahren in sozialen Netzwerken, in Institutionen und Organisationen und in diesen Wochen offener denn je auf unseren Straßen. Die Bedrohungs- und Gefahrenlage für unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist erdrückend. Wir erleben aufgeheizte Debatten und verachtende Sprechchöre einerseits und eine Sprachlosigkeit und Ohnmacht andererseits.
Als Kirche müssen wir Worte nutzen und aussprechen, was an der Zeit ist. Jede und jeder von uns kann Friedensstifterin und Friedensstifter sein. Lasst uns Brücken bauen! Und das mit denen zusammen, die sich nicht dem Sog des Extremismus hingeben. Lasst uns die Hände reichen! Für einen verbindenden Frieden, damit sich der große Schalom, der umfassende Friede, erfüllen kann.
Und lasst uns eine wahrhaftige Kirche sein, die ihre Schuld bekennt und die um ihre Verantwortung weiß. Die evangelische Kirche hat sich gegenüber Menschen jüdischen Glaubens durch aktive Unterstützung des NS-Regimes oder durch Schweigen schuldig gemacht.
Die Bekämpfung von Antisemitismus bleibt ständige Aufgabe unserer Kirche.
Wir sind als Kirche Teil dieser Gesellschaft. Wir unterstützen ausdrücklich das Bestreben der Landesregierung Schleswig-Holsteins, den Schutz jüdischen Lebens in die Verfassung mit aufzunehmen, so wie es in Hamburg seit Anfang 2023 schon der Fall ist. Wir wünschen uns, dass Mecklenburg-Vorpommern diesem Bestreben folgt.
Das „Nie wieder!“ muss sich jeden Tag auch durch uns neu bewähren. Seit Jahrzehnten sind wir als Nordkirche mit Partnerinnen und Partnern in Israel verbunden, fördern ihre Arbeit und informieren über die Geschichte des jüdischen Staates. Angesichts einer vielerorts zu beobachtenden giftigen Verbindung von Unwissen über den Staat Israel und den Nahostkonflikt mit Judenfeindschaft sehen wir es als eine Hauptaufgabe der Zukunft an, Wissen über Israel und den Nahostkonflikt noch viel umfassender in unserer Kirche zu vermitteln. Wir wollen daher Begegnungen mit den Menschen in der israelischen Zivilgesellschaft in Zukunft noch deutlicher fördern.
Gegenwärtig und zukünftig bekräftigen wir: Wir verurteilen jede Form von Antisemitismus! Vor unseren Kirchentüren und in den eigenen Bankreihen. Antijüdische oder antiisraelische Hassparolen auf unseren Straßen können wir nicht dulden.
Nie wieder ist jetzt! Nie wieder in Gottes Namen hassen, kriegen, morden. In keinem seiner Namen. Dafür stehen wir hier und heute als Nordkirche.

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08.11.2023

Taizé : Frère Alois übergibt im Dezember sein Dienstamt als Prior

Gemäß der Regel von Taizé, nach welcher der Prior der Communauté einen Bruder bestimmt, der nach ihm die Kontinuität sicherstellt, wird Frère Alois, nach Absprache mit allen Brüdern, in diesem Jahr sein Amt als Prior an Frère Matthew übergeben. Frère Matthew stammt aus England und kommt aus der anglikanischen Kirche. Der Wechsel des Priors findet am Vorabend des ersten Advents, am Samstag, dem 2. Dezember während des Abendgebets um 20.20 Uhr statt.

Anfang Oktober waren 15 Ehrenamtliche aus Mecklenburg und Pommern in Taizé, um mit Menschen aus aller Welt Fragen des Glaubens und christlichen Engagaments zu teilen. Die Gebete und Gesänge, die die Atmosphäre in Taizé prägen, haben die Teilnehmer:innen ermutigt und gestärkt.

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28.10.2023

„Damals-Heute-Morgen“ Mahn- und Gedenkstunde an die Pogromnacht von 1938

Donnerstag, 9. November 2023 um 18.00 Uhr auf dem Schlachtermarkt Schwerin

Der brutale Überfall der Hamas auf Israel und zum Teil sehr judenfeindliche Reaktionen in Deutschland lassen Erinnerungen an das Pogrom von 1938 aufleben. In diesem Jahr gedenkt der Arbeitskreis „9. November 1938“ der 85. Wiederkehr und erinnert mit Texten und Musik an diese Terrornacht von 1938. Die diesjährige Mahn -und Gedenkstunde findet am Mittwoch, dem 9. November 2023 um 18.00 Uhr auf dem Schweriner Schlachtermarkt statt.

Gemeinsam mit Landesrabbiner Yuriy Kadnykow ist die Mahn -und Gedenkstunde ein Zeichen der Solidarität mit allen jüdischen Mitbürger:innen. Die Gedenkstunde wird umrahmt von Bildprojektionen rekonstruierter Synagogen, die während der Nacht vom 09. November zum 10. November 1938 zerstört wurden. Dabei wird auch eine Rekonstruktion der zerstörten Synagoge in Schwerin zu sehen sein.

Weitere Veranstaltungen zum Gedenken an die Novemberprogrome vor 85 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern:

09.11.2023: 17:30 Uhr, Jüdischer Friedhof Feldberg, Hans-Fallada-Siedlung 17258 Feldberg

09.11.2023, 18:00 Uhr: Pogromgedenken, Heilgeistkirche Stralsund Wasserstraße 49, 18439 Stralsund

09.11.2023, 19:00 Uhr, Gedenken an die Reichspogromnacht und Friedensandacht, Gemeindehaus Garz, Lange Straße 34, 18574 Garz/Rügen

09.11.2023, 16:00 Uhr: Andacht am Platz der ehemaligen Synagoge, Krönchenhagen 16, Güstrow

12.11.2023, 10:00 Uhr Gottesdienst mit Gedenken an 85 Jahre Reichsprogromnacht, Kirch-Gemeinderaum, Lindenstraße 1, Picher

12.11.2023, 10:00 Uhr: Gottesdienst mit dem Gedenken an 85 Jahre Reichsprogromnacht, Kirche Schlieffenberg,  Am Park, 18279 Lalendorf OT Schlieffenberg


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26.10.2023

Auf nach Salem: Werkstattwochenende vom 10.-12.11.23

ZUM AUFTANKEN UND AUFBRECHEN, Ferienland Salem 


Das wird mal wohl noch träumen können:

Eine Kirche, die offen ist für neue Ideen

Eine Kirche, die Alle willkommen heißt

Eine Kirche, die Neues in den Blick nimmt

Eine Kirche, die sich einmischt 

Eine Kirche, die….

Wir laden Sie ein, den Mantel der Fantasie anzulegen und gemeinsam mit anderen Menschen Kirche im Ort neu zu denken. Kirchengemeinde als einen offenen, menschenfreundlichen Ort der Begegnung zu entwickeln und mit Anderen neue Kooperationen zu gestalten ist das Ziel dieses Wochenendes.

Bringen Sie ihre Träume und Ideen mit. Lassen Sie sich auf neue Wege des Denkens und Austauschens ein. Mit der „Council“- Haltung und- Methode öffnen wir neue Räume, die Sie in Ihrem Ort gestalten können.

Zeit: Freitag, den 10.11.2023, 16:00 Uhr bis Sonntag, 12.11.2023, 13:00 Uhr

Neuer Ort: Ferienland Salem,  Am Hafen 1 ·17139 Malchin OT Salem
Kosten: Keine Seminargebühren. Fahrkosten können nicht übernommen werden.

Leitung: Thorid Garbe| Karl-Georg Ohse| Ursula Wältring

ANMELDUNG BIS 05.11.2023 AUF: https://kirche-demokratie.de/termine_anmeldung/index.html


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24.10.2023

Nächstenliebe unter Druck - Kirche im Einsatz für Demokratie. BAGKR tagte in Dresden

Was können Kirchen und Zivilgesellschaft dem Erstarken der extremen Rechten entgegensetzen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K+R) am 20. und 21. Oktober in Dresden. Hier wurde vor 13 Jahren die BAKGKR gegründet.

Bischöfe solidariseren sich mit den Jüdischen Gemeinden

Die Veranstaltung begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des Terrorangriffs der Hamas auf Israel. Im Anschluss betonte Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen, in seinem Grußwort mit Blick auf den Nahen Osten, aber auch mit Blick auf Rechtsextremismus, dass „unsere deutsche und christliche Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk“ uns verpflichte, „bedingungslos jüdisches Leben zu schützen“. Dr. Nora Goldenbogen, Vorsitzende des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Sachsen, zeigte sich in einem weiteren Grußwort tief betroffen vom erstarkten Antisemitismus. Unter Jüdinnen und Juden mache sich Angst breit, der islamistische Antisemitismus verbinde sich mit dem ureigenen deutschen. Es sei eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft, damit umzugehen. In einer Videobotschaft wandte sich auch Tobias Bilz, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, an die Teilnehmenden. 

 Am Abend widmete sich eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus der sächsischen Zivilgesellschaft der Frage, wie angesichts des Erstarkens der extremen Rechten und dem weit verbreiteten Rassismus gesellschaftliche Dialoge gelingen können. Die Teilnehmenden tauschten sich aus über Erfahrungen aus Diskussionsformaten etwa der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung oder von kirchlichen Akademien. „Wir müssen im Dialog bleiben. Aber gleichzeitig muss die Würde des Menschen in jeder Situation gewahrt bleiben,“ forderte Lisa-Marie Eberharter von der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Petra Schickert (Kulturbüro Sachsen) betonte dagegen auch die Grenzen von Diskussionen: „Wenn wir Rechtsextreme in Veranstaltungen zulassen, ist das kein angstfreier Raum mehr für alle, wo offen diskutiert werden kann“. Özcan Karadeniz, Geschäftsführer des Dachverbandes sächsischer Migrant*innenorganisationen, forderte anzuerkennen, dass der Rechtsextremismus „ein Kind der Mitte der Gesellschaft“ sei. Ihn zu bekämpfen, sei ein Job, den Weiße übernehmen sollten.

Die Rolle der russischen Orthodoxie im System Putin 

Der zweite Tag begann mit einem Beitrag von Dr. Regula Zwahlen Guth, Expertin für orthodoxe Theologie zur Frage, inwiefern die Leitung der russisch-orthodoxe Kirche mit einer „imperialen Theologie“ den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine legitimiert. Sie machte darauf aufmerksam, dass die russisch-orthodoxe Kriegstheologie von heute die deutsche Kriegstheologie aus dem letzten Jahrhundert wiederholt. 

Nächstenliebe unter Druck

In einer weiteren Podiumsdiskussion standen Angriffe von rechts auf die Zivilgesellschaft im Mittelpunkt. Wie kann demokratisches Engagement trotz Gefährdung gelingen? Michael Nattke, Geschäftsführer des Kulturbüros Sachsen, betonte, dass in ganz Sachsen eine langjährig gewachsene und verfestigte rechtsextreme Szene existiert, die mit herkömmlicher politischer Bildungsarbeit nicht mehr zu erreichen sei. Dies bedeute in sich schon eine Gefährdung der Zivilgesellschaft. Rudaba Badakhshi vom Dachverband der Migrant*innenorganisationen beschrieb eine doppelte Einschränkung, von der etwa Menschen mit nicht ausreichend sicherem Aufenthaltsstatus betroffen sind: Ihre Meinungsfreiheit wird bedroht einerseits durch die extreme Rechte und anderseits auch durch die Sorge, dass sich demokratische Teilhabe negativ auf ihr Aufenthaltsrecht auswirken könnte. Dorothea Schneider von „Augen auf e.V.“ beschrieb eindringlich massive Bedrohungen und Angriffe, denen demokratisch engagierte Menschen besonders im ländlichen Raum ausgesetzt sind.

Im Anschluss konnten in Arbeitsgruppen Diskussionen vertieft und Perspektiven der Teilnehmenden aufgegriffen werden. Die Workshops widmeten sich Themen wie den rechtsextremen Strukturen in Sachsen, der Reichsbürger*innen-Szene, rechtslastigen Teilen des evangelikalen Milieus sowie Antisemitismus. 

Solidarisch mit Israel

Die 70 Teilnehmenden beschlossen eine Erklärung zum Terror der Hamas gegen Israel. Die Teilnehmenden zeigten sich erschüttert über die alle Begriffe sprengende Gewalt. Es handele sich um die schlimmsten Angriffe auf jüdisches Leben seit 1945. Die BAG K+R steht uneingeschränkt solidarisch an der Seite Israels. Der Terror sei durch nichts zu rechtfertigen und dürfe nicht relativiert werden. Die Erklärung forderte Politiker*innen und Sicherheitsbehörden dazu auf, sich stärker gegen Antisemitismus zu positionieren und jüdisches Leben auf lange Sicht zu schützen. 

Quelle: BAGKR

20.10.2023

Wird nie Frieden im Heiligen Land? Von Dr. Christian Staffa

Wir stehen fassungslos vor dem abgründigen und sadistischen Massaker durch die Hamas-Terroristen aus dem Gaza. Wir wussten um die Bedrohung, die vom Gaza seit langem in Form von Angriffen mit Raketen und Tunneln nach Israel ausgeht. Von Norden und Nordosten kommen Raketen noch zögerlich, aber doch mit der Botschaft es wird keinen Frieden geben für Israel. Es soll kein Israel mehr geben!

Aber halt! Frieden im Heiligen Land? Es fällt ja immer mal wieder auf, dass protestantische Delegationen sich um das Wort Israel herumschleichen, bei gleichzeitiger Betonung des Existenzrechtes Israel. Heiliges Land, das ist nach EKD Orientierungshilfe so etwas wie der Staat Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete, und der Gazastreifen, aber auf krude Weise auch eine Vermeidung der Anerkennung Israels jenseits des Heiligen.

Wie könnte Frieden werden? Vermutlich war es nie hilfreich, Ratschläge nach Israel zu senden, was Israel – deutlich seltener, was die palästinensische Seite, oder jedes Nachbarland - tun müsste, um in Frieden mit seinen Nachbarn leben zu können.  Noch weniger wird die UNO befragt, ob denn das Aufrechterhalten der Flüchtlingslager nicht menschenrechtlich mehr als bedenklich ist und auf keinen Fall den Frieden fördert. Inklusion der 3. Generation Flüchtlinge in den Autonomiegebieten und im Libanon und Syrien, wären echte Schritte auf dem Weg zu ein wenig mehr Frieden.

„Wirklicher Friede für Israel bedeutet die Aussicht, in der Welt auf eine neue Art leben zu können. Die Aussicht, dass Israel nach und nach von den Verheerungen durch 2000 Jahre Exil, Verfolgung und Dämonisierung genesen wird.“, so sagte David Grossmann in seiner Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels.

Die Verheerungen durch die skrupellosen Mörder der Hamas am 7. Oktober 2023 sind wohl motiviert von den zunehmenden und durchaus erfolgreichen Friedensbemühungen sogar der jetzigen israelischen Regierung. Das wollte die Hamas nicht dulden, denn sie will keinen Frieden. Ihr Vernichtungswille ist auf grausamste Weise manifest.

„Nie Frieden“ ist kein vernunftgeleiteter Ansatz. Aber vielleicht geht es für einen langen Augenblick noch eher um Sicherheit. Dafür braucht es neue Ansätze, die auch mit dem Abgründigen rechnen und darauf sich beziehen, keine wohlfeilen Reden, sondern wirkliches - vielleicht sogar militärisches - Tun, z.B. der Nato, aber eben auch der Entwicklungspolitik, auch der kirchlichen - sinnvolle Bedingungen  zu stellen, Gespräche zu vermitteln und eigene Fehler zu analysieren. Als Antisemitismusbeauftragter der EKD kann ich nur schließen mit einer Bitte um selbstkritisches kirchliches Tun, israelbezogenen Antisemitismus in den eigenen Reihen und der Ökumene zu adressieren und zu bekämpfen im Interesse eines anders ausgerichteten „Nie wieder“.

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23.08.2023

„Nächstenliebe unter Druck – Kirche im Einsatz für Demokratie“

Das Forum der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus unter dem Motto „Nächstenliebe unter Druck – Kirche im Einsatz für Demokratie“ findet vom 20. bis 21. Oktober 2023 in Dresden statt.

Demokratiestärkendes Engagement steht unter Druck – auch im kirchlichen Raum. Extrem rechte Akteur*innen und Bewegungen schränken gezielt ein, worüber und wie gesprochen wird, bringen plurale Perspektiven zum Schweigen, setzen Engagierte unter Druck, bedrohen sie sogar. 

Beim Forum in Dresden – dem Gründungsort der BAG K+R – wollen wir uns mit den Herausforderungen, Gefahren und Möglichkeiten demokratischen Engagements beschäftigen. Die sächsische Perspektive steht dabei im Fokus. Zwei Podiumsgespräche werden sich mit dem Engagement trotz Gefährdung sowie den Chancen und Grenzen spezifisch sächsischer Ansätze im Umgang mit rechter Raumnahme beschäftigen. 

Rechte Einflussnahme auf demokratische Räume zeigt sich auch mit Blick auf die Rolle der russisch-orthodoxen Kirche im zweiten Jahr des russischen Angriffskriegs. In einem weiteren Gespräch wollen wir uns daher mit den Verbindungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und völkischem Nationalismus beschäftigen. 

In zwei Workshop-Phasen können Diskussionen über die (kirchlichen) Auseinandersetzungen mit Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vertieft werden. Wie kann der Umgang mit Angriffen auf demokratiestärkende Arbeit aussehen? Was bedeutet theologisch fundiertes Engagement gegen rechts? Wie ist es um die Neonazi-Szene in Sachsen bestellt, wie um das evangelikale Milieu oder um die Reichsbürger*innen?

Das Forum der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus findet statt in Kooperation mit dem Kulturbüro Sachsen e.V., der Diakonie Sachsen, der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend, der Evangelischen Akademie zu Berlin und dem Netzwerk Tolerantes Sachsen.

Ort: Penck-Hotel Dresden

Zeit: Freitag, den 20. bis Samstag, den 21. Oktober 2023 

 

Weitere Informationen unter https://bagkr.de/termine/forum-2023/ 

Anmeldelink: https://bagkr.de/anmeldung-forum-in-dresden/

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17.07.2023

Zum 12. Mal: Starke Filme und anregende Gespräche in Dorfkirchen

Zum 12. Mal zeigt die Filmreihe "STARKE STÜCKE. Berührt und diskutiert" emotional berührende und kontroverse Filme. Filme, die auf- und anregen und zur Disksssion einladen. In alten Dorfkirchen und Pfarrscheunen werden von Ende Juli bis Anfang November 24 verschiedene deutschsprachige und internationale Kino-und Dokumentarfilme an 40 Filmabenden gezeigt. 

"Damit, so Karl-Georg Ohse, von "Kirche stärkt Demokratie", stärkt "Starke Stücke" das kulturelle Angebot und die demokratische Kultur in kleinen Orten und in wunderschönen Kirchen, die zusätzlich den besonderen Reiz dieser Abende ausmachen."

Die von den Kirchengemeinden ausgewählten Filme beinhalten Themen, die uns und unsere Gesellschaft bewegen. Die Filme sollen nicht nur unterhalten sondern dazu einladen, eigene Positionen zu überdenken und im Gespräch miteinander den Blick zu weiten. 

Zuschauer*innen erwartet bestes Programmkino

Acht Filme werden mehrfach gezeigt. Die Bandbreite reicht von der Romanverfilmung „Mittagsstunde“ mit Carly Hübner in der Hauptrolle über das deutsche Familiendrama „Oscars Kleid“ mit Florian David Fitz bis hin zur spanischen Komödie „Der perfekte Chef“ und dem deutschen Streifen „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ mit Corinna Harfouch. Ebenso im Programm sind die Dokumentation „Wem gehört mein Dorf“ des deutschen Regisseurs Christoph Eder und der Dokumentarfilm „König hört auf“ von Tilman König, der seinen Vater portraitiert, einen engagierten Jenaer Jugendpfarrer. Gezeigt werden ebenso beispielsweise der Achtungserfolg „Niemand ist bei den Kälbern“ von Sabrina Sarabi oder das mit Anthony Hopkins prominent besetzte Drama „The Father“ von Regisseur Florian Zeller. 

Weitere Filmtitel – die alle bestes Programmkino bieten – sind in diesem Jahr beispielsweise: „Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“, „Plötzlich aufs Land – Eine Tierärztin in Burgund oder „Alle reden übers Wetter“. 

Offizielle Eröffnung mit „Oscars Kleid“ in der Kunstkirche Eickelberg am 2. August

Die diesjährige Spielsaison startet mit der Romanverfilmung „Mittagsstunde“ am Donnerstag, 27. Juli um 20 Uhr in der Kirche Grünow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, PLZ 17237). Die offizielle Eröffnung findet wie immer in der Kunstkirche Eickelberg (Landkreis Rostock, PLZ 18249) anlässlich der 7. Eickelberger Kunstkirche am 2. August um 20:00 Uhr statt. Mit humorvollen und nachdenklichen Zwischentönen widmet sich der Film der Thematik von Transgender-Kindern und ihrer Suche nach Akzeptanz von Familienmitgliedern, für die es zu verstehen gilt. Anschließend können die Besucher noch moderiert miteinander ins Gespräch kommen. Am Ausgang bitten die Veranstalter um eine Spende, mit der diese Filmreihe und die Kunstkirche finanziell unterstützt werden.

In den ersten Spieltagen sind dann noch „Niemand ist bei den Kälbern“ am Freitag, 28. Juli um 20 Uhr in der Kirche Herrnburg (PLZ 23923)) und „Der perfekte Chef“ am Dienstag, 1. August um 20 Uhr in der Kirche Kastorf (PLZ 17091) zu sehen. 

"Starke Stücke" ist ein Projekt des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg und "Kirche stärkt Demokratie" in Kooperation mit dem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, der Initiative "WIR. Erfolg braucht Vielfalt" und der Filmland MV gGmbH.

Die Filmabende werden durch Mittel des Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe", der Europäischen Union, der Iniative "WIR. Erfolg braucht Vielfalt", der Filmland gGmbH und den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern unterstützt.

kgo/cme

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06.07.2023

Antisemitismus bleibt auch 2022 auf hohem Niveau

Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Anitsemitismus (Rias) dokumentiert Vorfälle und unterhält Meldestellen. Laut einem Bericht von Rias wurden im Jahr 2022 2.480 Antisemitismusfälle in Deutschland gemeldet. Die Zahl antisemitischer Vorfälle ging 2022 leicht zurück. Zwei Kontexte,
die 2021 noch häufig Anlass für antisemitische Vorfälle gewesen waren, spielten im letzten Jahr eine geringere Rolle: Die Coronapandemie war zwar zu Beginn des Jahres noch mehrfach Anlass für antisemitische Vorfälle, verlor jedoch mit Rücknahme der meisten staatlichen Maßnahmen im Verlauf des Jahres stark an Bedeutung.
Auch der arabisch-israelische Konflikt bot im Gegensatz zu den bewaffneten Auseinandersetzungen im Mai 2021 und den damit einhergehenden Mobilisierungen aus dem antiisraelischen Spektrum 2022 keinen spezifischen aktuellen Anlass. Dennoch blieb israelbezogener Antisemitismus auch 2022 auf einem hohen Niveau. 2022 wurde zudem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu einem Anlass. Andererseits verzeichneten der Bundesverband RIAS und die RIAS-Meldestellen im letzten Jahr wieder mehr gewaltförmige antisemitische Vorfälle. So wurden allein 9 Fälle extremer Gewalt dokumentiert sowie 56
antisemitische Angriffe.

In Mecklenburg-Vorpommern stellte die Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus (DIA.MV) im Jahr 2022 36 antisemitische Vorfälle fest. 28 davon und somit der überwiegende Teil, fielen in die Kategorie „verletzendes Verhalten“. Hierbei handelte es sich insbesondere um Propaganda in Form von antisemitischen Aufklebern und Schmierereien oder Äußerungen bei öffentlichen Veranstaltungen. Des Weiteren wurden fünf gezielte Sachbeschädigungen, zwei Angriffe und eine sogenannte Massenzuschrift erfasst.

Quellen: RIAS; Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten MV

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05.07.2023

Evangelische Kirchen besorgt über AfD-Erfolge

Kirchenvertreter in Ostdeutschland haben sich besorgt über die jüngsten Wahlerfolge der AfD auf kommunaler Ebene geäußert. Diese werden nach Auffassung des Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, keine Einzelfälle bleiben. Vor allem in den ländlichen Regionen müssten die demokratischen Parteien der populistischen Strategie eine bürgernahe und nachvollziehbare Politik entgegensetzen, forderte der Leitende Geistliche im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch für seine Kirche erwartet Kramer schwierige Diskussionen mit den neuen Funktionsträgern in den kommunalen Ämtern. Auf kommunaler Ebene müsse die Kirche natürlich mit dem Bürgermeister oder Landrat reden. Aber da stehe immer die Frage, wo die konkreten Themen seien. Persönlich habe er sich bei der Landratswahl im thüringischen Sonneberg und der Bürgermeisterwahl in Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt ein anderes Ergebnis gewünscht, aber es habe im Bereich des Erwartbaren gelegen. „Ich bin daher nicht geschockt, aber besorgt“, sagte Kramer. Denn das Konzept der neuen Rechten, über die Normalisierung der Diskurse in politische Ämter zu gelangen, sei aufgegangen.

Die Evangelische Landeskirche Anhalts erwartet vom neuen Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz, dass die Auseinandersetzung mit der regionalen NS-Vergangenheit fortgesetzt wird. Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig sagte der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ (Ausgabe 9. Juli), er erwarte, dass der AfD-Politiker Hannes Loth das entsprechende Projekt weiterhin unterstützt. Liebig sagte weiter, es sei „mehr als beunruhigend“, dass in Raguhn-Jeßnitz eine Mehrheit der Menschen einen Kandidaten der rechtsextremen AfD gewählt habe. Damit hätten sie auf eine Partei gesetzt, „die spaltet und mit scheinbar einfachen Lösungen und Parolen für komplexe Probleme wirbt“. Aus Sicht der Kirche werde Loth seine Politik am christlichen Menschenbild messen lassen müssen, sagte der Kirchenpräsident. Er müsse allen Menschen in der Stadt ein verlässlicher und kompetenter Bürgermeister sein, der integriert und nicht spaltet.

Am vergangenen Sonntag hatte Loth in der 9.000-Einwohner-Kommune Raguhn-Jeßnitz im Landkreis Bitterfeld die Wahl für das hauptamtliche Bürgermeisteramt gewonnen. Eine Woche zuvor hatte in Sonneberg der AfD-Politiker Robert Sesselmann die Stichwahl um das Landratsamt für sich entschieden.

Quelle: Der Sonntag

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