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Tiefe Traurigkeit für einen großen Versöhner. Zum Tod von Landerabbiner William Wolff

Jedes Jahr im November kam er nach Schwerin. Klein aber nicht unscheinbar, immer freundlich mit großem schwarzem Hut, meistens mit einer Plastiktasche in der Hand und mindestens einer Zeitung unter dem Arm. Hut, Tasche und Zeitung standen exemplarisch für das Leben von William Wolff, der 93-jährig am 8. Juli 2020 in London gestorben ist. 

Dem langjährigen Landesrabbiner für Mecklenburg-Vorpommern war, im Gegesatz zu vielen jüdischen Mitbürger*innen rechtzeitig die Flucht aus Deutschland der 1930-iger Jahre geglückt. Rechtzeitig war er mit seinen Eltern aus Nazideutschland über Amsterdam nach London emigriert. In England fand er eine neue Heimat, wurde Journalist und fand erst spät zur Theologie. Er war ein Wortoptimist, immer auf Versöhnung und Verständigung ausgerichtet war. Seine Ansprachen auf den Gedenkstunden für das Novemberprogrom von 1938 oder auf der Demenstration 2016 in Demmin waren getragen von der Hoffnung auf ein solidarisches und tolerantes Zusammenleben. Bevor er Kritik äußerte suchte er das Positive, das Konstruktive, das Verbindende, nicht das Trennende.

Zugleich war er auch ein Mann zwischen den Welten. Ständig auf Reisen, zwischen London, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Er brachte ein bisschen britischen Flair und Humor in das beschauliche Schwerin. Der Film "Rabbi Wolff", der auch diesem Jahr in der Reihe "Starke Stücke" zu sehen ist, zeigt sehr eindrucksvoll, dass er auch ein Mann von Welt war, der die Welt liebte und wußte, das Leben zu genießen. Der auf der Pferderennbahn genauso zu Hause war wie in der Synagoge.

Am Freitag, 10. Juli wird es um 15 Uhr auf dem Schweriner Schlachtermarkt eine Trauerfeier geben.

Wir werden William Wolff sehr vermissen, seinen Humor, seine Weisheit, seine Zugewandtheit. Shalom!